Die Gerebernuskapelle

Keimzelle des christlichen Glaubens in Sonsbeck

Die Gerebernuskapelle war die erste Pfarrkirche des Ortes Sonsbeck und entstand auf dem damaligen Hof der Erzbischöfe von Köln. Der Legende nach spielt auch die Übertragung der Reliquien des Heiligen Gerebernus aus Geel nach Xanten eine bedeutende Rolle für die Entwicklung der Kirche und der damit verbundenen Wallfahrt.

Auf dieser Seite möchten wie Sie näher über die Geschichte der Kapelle informieren. Informationen und Anregungen zur Wallfahrt erhalten Sie HIER.

Wir freuen uns, wenn Sie die Kapelle persönlich besuchen oder eine Wallfahrt zum Hl. Gerebernus unternehmen möchten! 

Geschichte

Die heutige Gerebernuskapelle geht vermutlich bereits auf eine um das Jahr 900 entstandene Kapelle auf dem damaligen Hof der Kölner Erzbischöfe zurück. Aus der Hofanlage der Erzbischöfe ging schließlich eine Burganlage der Grafen und Herzöge von Kleve hervor, welche im 11. Jahrhundert das Gebiet westlich von Xanten als kölnisches Lehen erhielten. Um 1191 wurde auf dem Gebiet dieser Burganlage eine größere Kirche errichtet, möglicherweise auch in Verbindung mit der legendenbehafteten Ankunft der Gebeine des Hl. Gerebernus in Sonsbeck (mehr dazu HIER).

Im Jahr 1203 wurde die neu erbaute Kirche von der Pfarre Xanten abgetrennt und zur eigenständigen Pfarrkirche erhoben. Als großzügiges Dankgeschenk zur Pfarrerhebung gingen die Reliquien des Hl. Gerebernus an den Erzbischof Adolf I. nach Köln. Dort sind sie unter dem Namen „St. Bernhard der Einsiedler“ noch heute im Dom zu finden. Für die Zeit der Pfarrerhebung ist für die Kirche das Patrozinium der Hl. Katharina bezeugt; vermutlich in Verbindung mit der Abgabe der Reliquien und auf Wunsch des Kirchenstifters Graf Dietrich IV. von Kleve (1185-1260). Bei den Gläubigen blieb aber weiterhin Gerebernus als eigentlicher Patron der Kirche präsent.

Obwohl das Gebäude bereits 1431 die Rechte als Pfarrkirche an die neu erbaute St. Maria Magdalena Kirche übergeben musste, erfuhr es keinen Bedeutungsverlust. Im Gegenteil – die Menge der Pilger nahm zu, so dass 1478 durch eine Vergrößerung des bisherigen Kirchenbaus die heutige Wallfahrtskapelle entstand und ein kleiner Teil der Reliquien wieder nach Sonsbeck zurückkehrte. Spätestens ab hier war die Kirche wieder offiziell dem Hl. Gerebernus geweiht. Die florierende Wallfahrt zum Hl. Gerebernus, mit päpstlichen Ablassversprechungen bestärkt, diente als gute Einnahmequelle und ermöglichte eine ansehnliche und kostbare Ausstattung. 1605 erfolgten umfangreiche Instandsetzungsarbeiten. Nachdem das Wallfahren nach 1700 noch einmal auflebte, war Sonsbeck bis 1945 ein regelmäßig und gut besuchter Wallfahrtsort. Daran erinnern noch heute die Votivtäfelchen der umliegenden Bauernschaften und der Prozession aus Hüls (1763-1955), angebracht an den schmiedeeisernen Leuchtern im Mittelschiff.

Architektur

Das Gebäude, 1478 errichtet, zeigt sich heute als dreischiffiger Tuffsteinbau mit vier Jochen im Langhaus und einem Chorjoch, jeweils mit Netzgewölbe, sowie einem ans Chorjoch angesetzten 5/8-Schluss. Der Turm im Westen ist ganz in das Mittelschiff einbezogen und im unteren Teil mit romanisierenden Formen gestaltet. An das Chorjoch schließt sich nach Süden die Sakristei an. Der Übergang vom Mittelschiff zum Chorjoch ist durch zwei Halbsäulen und einen Gurtbogen gestaltet. Im gesamten Gewölbe befinden sich noch Reste früherer Gewölbemalereien. Alle Fenster sind mit spätgotischem Maßwerk gearbeitet.

Im Nordwesten finden sich drei kleinere Fenster; dieser Bereich des Seitenschiffs war bis 1928 von der restlichen Kapelle abgetrennt. Ursprünglich soll sich in diesem Raum ein Klausner zur Betreuung der Wallfahrt aufgehalten haben.

Altäre

Hochaltar

Gefertigt wurde der neugotische Hochaltar 1895 durch den Bildhauer Heinrich Fleige im Stil Ferdinand Langenbergs aus Goch. Mittig zu sehen ist ein sogenanntes Vesperbild, also die Gottesmutter mit dem Leichnam ihres Sohnes auf dem Schoß. Daneben befindet sich die Kreuztragung (links) und die Grablegung Jesu (rechts); mittig ist im unteren Bereich der Tabernakel eingelassen. Er wird bis heuet zur Aufbewahrung der konsekrierten Hostien genutzt.

Gerebernusaltar

Errichtet wurde der Altar im Jahr 1784 durch den Pfarrer Johannes Casimier Ghuning. Die obere Barockretabel stammt noch aus dem Jahr 1687 und schmückte eine Zeit lang den im Chorraum stehenden Hauptaltar der Kirche. Das große Gemälde, auf dem im Hintergrund auch die Hl. Dymphna zu sehen ist, zeigt das Martyrium des Hl. Gerebernus; darunter findet sich mittig der nicht mehr genutzte Tabernakel. Nach oben schließt der Altar mittig mit einer Figur der Hl. Dymphna ab, die mit erhobenen Händen den Sieg über den unter ihr dargestellten Teufel verkündet. Rechts und links stehen Engelsfiguren (beide um 1500) mit einigen Leidenswerkzeugen der Passion Christi.

Der untere Altarblock ist aus Namurer Blaustein gefertigt und entstand um das Jahr 1480. Zu dieser Zeit kam ein Teil der zuvor nach Köln verschenken Reliquien des Heiligen zurück nach Sonsbeck und wurde in einer Aussparung des Altars eingesetzt. Auf der Vorderseite zeigt sich in einem stilisierten Barockrahmen ein Gemälde von der Flucht der Hl. Familie nach Ägypten (Mt 2,13f). Etwas ganz Besonderes stellt der seitliche Durchgang durch den Altarblock da. Es handelt sich um einen Kriechaltar, von dem in Deutschland nur ein Weiterer erhalten ist (in Koppenwall, Bayern). Zu erklären ist dies mit dem „Durchschlupfbrauch“, nach dem beim Durchzwängen durch ein natürliches oder künstliches Felsenloch unheilvolle Einflüsse und eigene Sünden abgestreift werden sollten. Zudem versprach man sich Linderung von Kreuzschmerzen und in Verbindung mit der Fürsprache des Hl. Gerebernus, Schutz gegen Rheuma, Epilepsie und Irrsinn. Noch heute Zeugen Rillen und Einkerbungen im Boden um den Altar von den vielen Pilgern, die mit festem Schuhwerk ihre Runden durch den Altar krochen.

Weitere Ausstattung

Figuren

  • Hl. Katharina von Alexandrien, mit dem Attribut des Rades, Sandstein, um 1500, 80 cm, farbig gefasst und übermalt
  • Hl. Maria mit dem Kind, Eichenholz, um 1550 oder später, 93 cm, vollplastisch, farbig gefasst und mehrfach übermalt
  • Hl. Gerebernus, 2005, geschaffen von Mitovan Bekonja nach einer Figur aus dem 15. Jhd.
  • Hl. Dymphna, Eichenholz, Volkskunst des 15. Jahrhundert, 95 cm, farbig bemalt im 19. Jhd., zu ihren Füßen der als Dämon dargestellte und besiegte Vater

 

Triumphkreuz

Das gotische Triumphkreuz aus dem frühen 15. Jahrhundert zeigt den gekreuzigten Jesus in naher lebensgroßer Gestalt. Es hängt im Chorjoch, ungefähr auf Höhe der Sakristei. Der Korpus ist mit großer Sorgfalt gearbeitet und wird beherrscht vom Haupt, welches von Dornenkrone und Bart umrahmt wird. An den vier Enden des Kreuzes finden sich vierpassähnliche Felder mit den Symbolen der vier Evangelisten: Mensch (Matthäus, oben), Löwe (Markus, links), Stier (Lukas, rechts) und Adler (Johannes, unten).

Glocken

Im Jahr 1942 mussten, damals durch die Regierung verfügt, zwei Bronzeglocken (von 1599 und 1925) im Gesamtgewicht von 240 kg für Kriegszwecke abgeliefert werden – die ältere davon kehrte 1950 glücklicherweise zurück. Der heutige Bestand zählt die folgenden vier Glocken:

  • 1500, ohne Inschrift
  • 1599, „Wachet, den ihr wisst weder den Tag noch die Stunde. Gießer Tilmann.“ (Übersetzung)
  • 1629, „Jesus, Maria ist mein Name. Als Laurenz Schunk Pastor war, hat Simon Neuling in Kalkar mich gegossen im Jahre 1629.“ (Übersetzung)
  • 1964, „St. Gerebernus Helfer der Kranken. Gestiftet Hans Hüsken 1964.“

Labyrinth

Nahe der Kapelle neben dem Friedhof befindet sich seit 2017 ein begehbares Labyrinth. Es kann zur Meditation oder als Barfußpfad genutzt werden und stellt die verschlungenen (Lebens)Wege dar, die zum Erreichen eines Ziels oft nötig sind.

Nähere Informationen und Anregungen finden Sie HIER und in einem Flyer in der Gerebernuskapelle.
Das Labyrinth ist ein Teil des Trauerwegs, nähere Informationen dazu erhalten Sie auf dieser Seite.

Foto oben: Marita Gesthüsen
Foto Kapelle Gesamtansicht: Frank Klier
übrige Fotos: Fabian Ververs


Quellen und weitere Informationen

  • Wensky, Margret (Hg.), Sonsbeck. Die Geschichte der niederrheinischen Gemeinde von der Frühzeit bis zur Gegenwart, Böhlau Verlag, Köln 2003.

  • Roßhoff, Bernhard, Gemeinde Sonsbeck am Niederrhein. Rheinische Kunststätten Heft 313, Neusser Druckerei und Verlag GmbH, Neuss 1986.

  • Verein für Denkmalpflege Sonsbeck e.V., Sonsbecks Wurzeln. Wallfahrtskapelle St. Gerebernus – Römerturm – Gerebernus-Haus, Selbstverlag, Sonsbeck 2017.

  • Janssen, Heinrich / Grote, Udo (Hg.), Zwei Jahrtausende Geschichte der Kirche am Niederrhein, Dialogverlag, Münster 1998.

  • Wüsten, Wilhelm, Chronik von Sonsbeck, Selbstverlag, 1963.

  • Verein für Denkmalpflege Sonsbeck e.V. / Biologischen Station im Kreis Wesel e.V., Wallfahrtskapelle Sankt Gerebernus in Sonsbeck, in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital, unter diesem Link.

  • Gemeinde Sonsbeck, Denkmalliste, unter diesem Link.

  • Art. Wallfahrtskapelle St. Gerebernus (Sonsbeck) in: Wikipedia, unter diesem Link.

Bildquellen

  • Museum Kurhaus Kleve – Sammlung Robert Angerhausen: Jan de Beijer, Die St. Gerebernuskapelle und die Mühle von Sonsbeck, 1739, Inventar-Nr. SAHz 173.

Die Gerebernuskapelle, ein besonderer Ort

Die Gerebernuskapelle ist ein Ort, der vom Glauben der Menschen erzählt. Hier sind Menschen hingekommen, weil sie sich Zuspruch und Ermutigung für ihr Leben geholt haben…

Die Kapelle ist täglich bis ca. 17 Uhr geöffnet.

Wenn Sie außerhalb dieser Zeiten in die Kapelle möchten, setzten Sie sich gerne mit dem Pfarrbüro in Verbindung.

Adresse:
St. Gerebernus-Kapelle
Dassendaler Weg 10
47665 Sonsbeck